House of Lords lehnt Glücksspiel-Werbeverbot im britischen Fußball ab

Industry News By Thomas Wagner 4 min read
House of Lords lehnt Glücksspiel-Werbeverbot im britischen Fußball ab

Wichtigste Erkenntnis

Das britische House of Lords hat die Football Governance Bill zwar gebilligt, aber den Zusatzantrag für ein vollständiges Glücksspiel-Werbeverbot im Fußball mit deutlicher Mehrheit abgelehnt. Die finanzielle Abhängigkeit vieler Vereine von Glücksspiel-Sponsoring bleibt damit vorerst bestehen.

Das britische House of Lords hat am 20. März 2025 die viel diskutierte Football Governance Bill angenommen, jedoch einen Änderungsantrag für ein vollständiges Werbe- und Sponsoringverbot von Glücksspielanbietern im englischen Fußball abgelehnt. Diese Entscheidung hat weitreichende Auswirkungen auf die zukünftige Finanzierung des englischen Fußballs und den Umgang mit Glücksspielwerbung im Sport.

Deutliche Ablehnung des Werbeverbots

Der von Lord Addington eingebrachte Änderungsantrag erhielt lediglich 74 Ja-Stimmen, während 339 Lords dagegen stimmten. Addington hatte seinen Antrag damit begründet, dass Glücksspiel-Werbung im Fußball außer Kontrolle geraten sei und ein strengeres Vorgehen erforderlich wäre.

Trotz der klaren Niederlage konnte der Antrag einige Unterstützer im Oberhaus gewinnen. Mehrere Mitglieder äußerten Bedenken hinsichtlich der aggressiven Marketingpraktiken mancher Glücksspielanbieter, die gezielt gefährdete Personen und bereits spielsüchtige Menschen ansprechen würden.

Gegner befürchten finanzielle Nachteile für Vereine

Die Gegner des Änderungsantrags argumentierten vorwiegend mit den finanziellen Konsequenzen für die Fußballvereine. Besonders die English Football League (EFL), die zweithöchste Spielklasse Englands, könnte erhebliche Einbußen erleiden. Die EFL unterhält einen lukrativen Sponsorenvertrag mit dem Wettanbieter Sky Bet, der noch bis 2029 läuft.

Baroness Fox of Buckley, Mitglied des House of Lords, warnte vor den Folgen einer selektiven Behandlung von Sponsoren:

"Jede diskriminierende Behandlung der Glücksspielindustrie als potenzieller Sponsor würde eine moralische und politisch aufgeladene Entscheidungsfindung darüber implizieren, welche Sponsoren tugendhaft genug sind, um zugelassen zu werden. Davon sollten sich die Regulierungsbehörde und dieser Gesetzentwurf fernhalten."

Kernpunkte der Football Governance Bill

Die Football Governance Bill zielt darauf ab, die Nachhaltigkeit und Integrität des englischen Fußballs langfristig zu sichern. Das Gesetz umfasst folgende Hauptelemente:

  1. Schaffung eines Independent Football Regulator (IFR), der die finanzielle Stabilität und Führungsqualität der Fußballklubs überwacht
  2. Einführung von Betriebslizenzen für Vereine mit bestimmten finanziellen und organisatorischen Anforderungen
  3. Verschärfte Eignungsprüfungen für Klubbesitzer und leitende Angestellte
  4. Schutz der Vereinsidentität: Änderungen an Heimatstadien, Wappen, Vereinsfarben oder Namen benötigen Genehmigung
  5. Befugnisse zur gerechteren Verteilung der Einnahmen zwischen den Ligen
  6. Weitreichende Ermittlungs- und Sanktionsmöglichkeiten bei Regelverstößen

Selbstregulierung in der Premier League

Die finanzkräftige Premier League hatte bereits im vergangenen Jahr eigenständig beschlossen, dass ab der Saison 2026/27 Glücksspielunternehmen nicht mehr auf der Vorderseite der Trikots werben dürfen. Kritiker bewerten diese Maßnahme jedoch als unzureichend, da Glücksspielwerbung weiterhin auf anderen Wegen präsent bleiben wird.

Internationale Entwicklungen

In anderen europäischen Ländern gibt es bereits strengere Regelungen zu Glücksspielwerbung im Fußball:

  • Die Niederlande, Belgien und Spanien haben striktere Vorgaben für Glücksspielsponsoren eingeführt
  • In Italien hingegen wird aktuell diskutiert, Glücksspielsponsoren im nationalen Fußball wieder zuzulassen, um die erheblichen finanziellen Verluste der Vereine zu kompensieren

Wie geht es weiter?

Die Football Governance Bill wird nun zur weiteren Beratung an das House of Commons weitergeleitet. Dort stehen mehrere Lesungen, Ausschussdiskussionen und ein abschließendes Votum an. Das Gesetz könnte frühestens im Sommer 2025 in Kraft treten.

Sollte das Parlament dem Gesetz zustimmen, würde der neue unabhängige Fußballregulator wichtige Aufgaben zur Sicherung der finanziellen Stabilität der Fußballbranche übernehmen. Er hätte jedoch keinen Einfluss auf Werbe- und Sponsoringverträge der Vereine – diese bleiben nach der Ablehnung des Änderungsantrags in der Verantwortung der Klubs selbst.


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Thomas Wagner

Thomas Wagner

Spielentwicklung & Innovation Experte

Thomas Wagner verfügt über 12 Jahre Erfahrung in der Spielentwicklung und dem technischen Design von Casino-Spielen. Als ehemaliger Lead Developer bei einem großen Spieleanbieter kennt er die technischen Aspekte und Qualitätsmerkmale von Online-Casinos aus erster Hand. Er ist spezialisiert auf die Bewertung von Spieleanbietern und Casino-Plattformen.

Expertise

Spielentwicklung, Technische Bewertung, Innovation

Dipl.-Ing. Softwareentwicklung, Game Design Certification